Famulatur Allgemeinmedizin in Praxis (9/2021 bis 10/2021)

Krankenhaus
Praxis
Stadt
Berlin
Station(en)
Praxis Omankowsky
Fachrichtung
Allgemeinmedizin
Zeitraum
9/2021 bis 10/2021
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Praxis Omankowsky
Die Famulatur in der Praxis Omankowsky kann ich unter gar keinen Umständen weiterempfehlen. Weder meine Freunde noch ich haben jemals so schlechte Erfahrungen aus einer Praxis gesammelt oder gehört.

Erstmal zu den Arbeitszeiten. Zusätzlich zu mir war auch eine zweite Famulantin da. Wir mussten beide montags, donnerstags und freitags von 8-17 Uhr da sein, außerdem abwechselnd eine am Mittwoch von 8-12 und eine am Samstag von 9-12 und abwechselnd eine Dienstag von 8-17 und eine von 14-20 Uhr. Mittagspause ist immer von 12-14 Uhr. Dafür sind wir immer in ein Café gegangen, weil die Praxis seit Jahren keine Firewall auf ihren Computern hat und man deshalb das Internet überhaupt nicht benutzen darf, nicht mal für Amboss oder Ähnliches.

Als wir da waren gab es in der Praxis sechs Ärzte, davon drei in Weiterbildung. Alle drei haben mir gesagt, dass sie sich nach anderen Praxen umsehen, weil die Weiterbildung so schrecklich sei. Die Ärzte in Weiterbildung waren alle noch ganz nett, aber auch nicht oft da. Es gab noch zwei weitere fertige Hausärztinnen und die Chefin. Bei einer der Fachärztinnen durfte man sich partout nicht herein setzen, obwohl sie die Weiterbildungsbeauftragte ist (weder als Famulantin noch als Assistenzarzt hat man von ihr irgendwie Aufmerksamkeit bekommen). Sie ist leider auch die einzige, die in dieser Praxis Sono macht. Bei der Chefin reinsetzen war auch keine Option. Sie ist eh selten da, und wenn hat sie entweder Gespräche mit Pharma Vertretern oder ihrem Hundetrainer. Außerdem macht sie dienstags den ganzen Nachmittag immer Psychotherapie, bei der man nicht rein darf. Die zwei Male, die ich bei ihr bei normalen Patienten drin war, habe ich drei Stunden lang neben ihr gesessen, wie sie geredet oder Sachen am Computer geschrieben hat, und ich wurde nur angesprochen, um den nächsten Patienten aus dem Wartezimmer zu holen. Also das konnte man sich sparen.

Der Alltag sah so aus, dass wir von 8-9 Uhr (bzw. 9-10 Uhr am Samstag) Blut abgenommen haben, montags, donnerstags und freitags zu zweit, sodass man sich abgewechselt hat und die andere einfach dumm bei der Blutentnahme daneben gesessen hat. Die Praxis besitzt auch nur unglaublich dicke Nadeln, an denen man direkt die Röhrchen wechselt, sodass es den Patienten einerseits natürlich sehr weh tut und es andererseits mehrmals ein Blutbad gab, weil das Lumen der Nadeln gigantisch ist (aber Buttferflies sind zu teuer !). Den Rest des Tages mussten wir uns um die Aufgaben im Labor kümmern. An einem laut den MFAs „stressigen“ Tag gab es vielleicht fünf Impfungen, zwei LuFus und das Anlegen eines Langzeit RR … . Die meiste Zeit der Famulatur haben wir ohne etwas zu tun im Labor gesessen. Zu den Ärzten reingehen war jedes Mal ein Alptraum, weil sie dich nie aktiv herein rufen, sondern du es abpassen musst, wenn sie einen Patienten aus dem Wartezimmer holen, sodass du dich reinschleichen kannst. Wir wurden regelmäßig von den MFAs angemeckert, dass wir nur dumm im Labor rumsitzen, aber wenn wir dann bei den Ärzten im Gespräch reingeplatzt sind, wurden wir dafür auch angemeckert. Außerdem war nachmittags regelmäßig nur ein Arzt plus die eine Ärztin, bei der man nie rein durfte da, sodass mindestens eine von uns immer dumm rum saß. Als wir gefragt haben, ob wir uns mit den Nachmittagen deswegen abwechseln könnten, wurde uns von den MFAs mitgeteilt, dass wir ja dort wären, um Vollzeit zu arbeiten.
Ansonsten gab es bei den Ärzten nicht einen einzigen spannenden Fall. In der Infektsprechstunde von 11-12 nur „geröteter Rachen“ und Verschreiben von Ibu oder Corona Abstriche. Als ich in der letzten Woche gefragt habe, ob ich vielleicht die Infekt Sprechstunde aussetzen dürfte, weil ich da regelmäßig Kontakt mit fünf Corona-positiven Personen pro Tag hatte, die Ärzte teilweise ihre Masken bei den Patientengesprächen nicht auf hatten und ich direkt die zwei Wochen nach Ende der Famulatur fast alle Präsenz Veranstaltungen des nächsten Semesters hatte, wurde mir gesagt, dass das auf keinen Fall ginge, weil ich „faul sei und bisher nichts gelernt hätte“ (ich frage mich warum ...). Außerhalb der Infektsprechstunde gab es nur Fälle, die ich alle selbst hätte behandeln können : Rückenschmerzen, Gürtelrose, Harnwegsinfekt, Diabetes, V.a. Anämie, Check-Up, das wars.
Wir haben mehrmals gefragt, ob wir bisschen früher gehen dürfen, weil es keine Patienten gab und niemand beim Arzt drin war - jedes Mal mussten wir bis Punkt 17 Uhr da sein, weil ja noch eine Impfung hätte kommen können, die die drei MFAs am Empfang natürlich nicht geschafft hätten.
Außerdem war meine Mitfamulantin Zeugin davon, wie einem Patienten von der Covid Impfung abgeraten wurde, weil es ja nur eine Grippe sei und Leute nicht daran sterben würden.
Auch die Stimmung in der Praxis ist schrecklich. Wie schon gesagt wollen die Assistenzärzte alle kündigen. Ich habe mehrmals mitgekriegt, wie untereinander über andere MitarbeiterInnen gelästert wurde, und mehrmals hat die Chefin in der Praxis rumgeschrien.

Alles in allem habe ich bei dieser Famulatur unglaublich viel Zeit verschwendet und absolut nichts gelernt. Ich kann niemandem diese Praxis empfehlen. Im Nachhinein habe ich auch auf Famulatur Ranking mehrere Berichte über diese Praxis gefunden, leider ohne den Namen, daher auf keinen Fall hier Famulatur machen, man wird nur ausgenutzt und schlecht behandelt !
Bewerbung
Ich habe mich ein halbes Jahr vorher per eMail beworben.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
165€ durch die kassenärztliche Vereinigung Berlin

Noten

Stimmung Station
6
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen
6
Stimmung Klinik
6
Unterricht
6
Betreuung
6
Freizeit
6
Lehre auf Station
6
Insgesamt
6

Durchschnitt 6