Famulatur Innere in St. Bernhard-Hospital Brake (3/2020 bis 4/2020)

Krankenhaus
St. Bernhard-Hospital Brake
Stadt
Brake
Station(en)
Onko, Gastro, Kardio; ZNA
Fachrichtung
Innere
Zeitraum
3/2020 bis 4/2020
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Station
Heimatuni
Muenster
Kommentar
Eines kurz vorweg: Eine Innere-Famulatur in Brake ist absolut empfehlenswert und ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese tolle Erfahrung machen konnte.
Wenn ihr nach Brake kommt, dann macht ihr nicht nur Innere, sondern so viel mehr. Ja, das Krankenhaus ist klein - aber das gibt euch die Chance, ganz viel selber machen zu dürfen.

Mein Ratschlag an euch: Zeigt Eigeninitiative. Die ersten beiden Wochen musste ich mich erstmal etwas akklimatisieren (zumal es meine erste Famulatur war), aber vor allem in den letzten beiden Wochen habe ich nochmal richtig viel erlebt; einfach weil ich gefragt habe.
Fragt, ob ihr bei Untersuchungen zugucken könnt. Ihr könnt euch euren Tag komplett selber einteilen und seid immer überall willkommen: Auf der Endoskopie könnt ihr Gastroskopien, Koloskopien und ERCPs mit ansehen; im Herzkatheterlabor werden euch EPUs, Schrittmacherimplantationen und Co. gezeigt - ihr dürft sogar mit dem NEF mitfahren!
Wirklich (fast) alle Ärzte haben total Spaß an Lehre und freuen sich über euer Interesse.
Und wenn ihr genug gesehen habt, könnt ihr jederzeit woanders hingehen.
Am Anfang hat es mir ein bisschen gefehlt, keine feste Betreuung zu haben (im Prinzip war es morgens echt allen egal, wo ich hingehe); aber wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, kann man sehr viel erleben.
Alternativ könnt ihr morgens einfach jemanden fragen, ob ihr mit ihm mitlaufen dürft. Das ist dann auch überhaupt nicht verpflichtend; wenn es langweilig wird, könnt ihr euch auch jederzeit ausklinken. Mein Tipp für v.a. die ersten Tage: Haltet euch an Julian! Gefühlt habe ich an einem einzelnen Tag mit ihm genauso viel gelernt wie sonst in einer ganzen Woche. In ner ruhigen Minute legt er sich auch oben ohne für euch auf die Liege, damit ihr ihn schallen dürft! Abgesehen davon ist er echt nett, für jeden Spaß zu haben und integriert einen auch total lieb. (Auch, wenn es sicher ganz schlimme Auswirkungen auf sein Ego hat, wenn er das hier liest :D)
Er ist aber übrigens nicht bei weitem der einzige Nette; eigentlich ist fast das ganze Team mit Feuereifer bei der Sache und bringt euch gern was bei; in einer Mittagspause wurde ich zum Beispiel beim Carotis-Sono "angelernt".

Morgens bin ich meistens mit der Visite mitgelaufen (man merkt relativ schnell, bei welchen Ärzten das sinnvoll ist und bei welchen eher weniger - traut euch dann ruhig, mit zu den "sinnvolleren" Visiten zu gehen. Ihr wollt ja was lernen und seid niemandem verpflichtet, also vergeudet eure Tage nicht damit, aus Höflichkeit jemandem hinterherzulaufen, bei dem ihr nicht viel lernt). Die ging meistens so bis 11 oder 12. Danach kann man dann entweder auf einer Station rumdümpeln (mittags werden auf der Onkologie z.B. die Chemos angehängt, das ist mal ganz spannend zu sehen) oder (sehr empfehlenswert!!) in die Notaufnahme gehen.
Die Notaufnahme ist mit vier Betten verteilt auf zwei Zimmern echt klein, was bedeutet: Ihr bekommt alles mit. Und schon vom ersten Tag an werdet ihr voll mit eingebunden. Das war für mich am Anfang ziemlich überfordernd, aber man lernt wirklich viel, wenn man sich ein bisschen darauf einlässt, "ins kalte Wasser geschmissen" zu werden. Außerdem könnt ihr (und solltet ihr auch!) jederzeit sagen, wenn ihr euch etwas nicht zutraut. Die meisten Ärzte/Schwestern fragen auch, ob ihr das schon könnt oder nicht, bevor sie euch damit beauftragen (Blut abnehmen, Viggos legen, Sonos machen, ...)
In der Notaufnahme dürft ihr jedenfalls WIRKLICH viel selber machen: Ihr bekommt einen Patienten und dürft den dann komplett untersuchen, den Aufnahme-Bogen ausfüllen und Untersuchungen anordnen. Wenn ihr fertig seid, sagt ihr einfach einem Arzt Bescheid - der schaut über alles drüber und geht sogar mit euch durch, was ihr vergessen habt und warum es wichtig ist, bei diesem Patienten noch nach XY zu fragen.
Wenn ihr möchtet, könnt ihr anschließend mit dem Patienten mitgehen (z.B. zu CT, Röntgen, ...), um den weiteren Verlauf mitzuverfolgen. Sonos und Echos werden in der ZNA gemacht, damit könnt ihr auch eigenständig anfangen, ohne vorher Rücksprache mit einem Arzt gehalten zu haben. Ihr dürft dann Verdachtsdiagnosen äußern und der Arzt schaut einmal drüber, um die zu prüfen.
Der Lernzuwachs ist hier einfach riesig. Vor allem, wenn noch Zeit ist, um den Fall nachzubesprechen.
Oft dürft ihr die Fälle dann sogar in der Nachmittagsbesprechung alleine vorstellen!

Was Mittagessen und Feierabend angeht, sind alle ganz entspannt. Aber Achtung: Das heißt für euch, ihr müsst euch selber für eure Mittagspause einsetzen - es erinnert euch oft keiner dran, was essen zu gehen, und manchmal ist es um die Mittagszeit rum so spannend, dass man das leicht schon mal vergessen kann.
Traut euch, an ruhigeren Tagen eher Feierabend zu machen. Um 14.30 ist Röntgenbesprechung und anschließend (meist gegen 15.00) Nachmittagsbesprechung, die geht je nach aktueller Lage so 20-60 Minuten. Es ist kein Verbrechen, "schon" um halb vier zu gehen. An anderen Tagen lohnt es sich dafür, länger zu bleiben; zum Beispiel für die Visite auf der Intensiv-Station.
Übrigens dürft ihr auch gern mal eine Spätschicht, eine Nachtschicht oder eine Schicht am Wochenende mitmachen. Fragt einfach!

Um euch einen kleinen Überblick über den Erfahrungsschatz zu geben, liste ich hier mal auf, wo ich überall dabei war bzw. was ich alles mit-machen durfte (natürlich unter Aufsicht und bei Aufgaben wie dem ZVK nur in einer seeehr assistierenden Rolle - aber trotzdem toll):
mitmachen: Blut abnehmen, Viggos legen, Sono (Echo, Abdomen, Carotis, Thorax zum Ausschluss Plura-Erguss, Kompressions-Sono zum Ausschlusss TVT), ZVK, Lumbalpunktion, Aszitespunktion, Pleurapunktion, ...
angucken/dabei sein: Gastroskopie, Koloskopie, ERCP, CT, Röntgen, Knochenmarkspunktion, Herzkatheter, EPU, Schrittmacher-Implantation, Event-Recorder-Implantation, ...
Dazu kommen natürlich NEF-Fahrten, Visiten-Besuche, ...

Ich kann euch übrigens sehr empfehlen, jeden Tag schon um 7:20 auf Station zu gehen (Besprechung ist eigentlich erst um 8 Uhr). Fragt nach dem Blutentnahme-Dienst und fragt, ob ihr mitlaufen könnt. Das hat mir total geholfen, meine Blutentnahme-Inkompetenz ein bisschen zu überwinden. In der letzten Woche habe ich danach auch noch Infusionen und Medikamente mit aufgezogen - finde ich auch echt empfehlenswert, weil man so was einfach können sollte und Übung da den Meister macht.
Es ist auch kein Problem, wenn ihr es deswegen nicht zur Frühbesprechung schafft, da reißt euch keiner den Kopf ab.

Auch, wenn ihr mit dem NEF mitfahren wollt, ist es sinnvoll, einfach morgens kurz in die Runde zu fragen. Vor allem Julian nimmt euch wirklich gerne mit; ihr zieht dann die Sicherheitsschuhe an und haltet euch entweder mit nem Telefon oder sogar mit einem eigenen Pieper den ganzen Tag bereit. Es passiert nicht wahnsinnig oft was (wenn ich Glück hatte, gab es 2 Einsätze am Tag), aber es ist trotzdem eine coole Möglichkeit, den Klinikalltag noch weiter "aufzupeppen".

Noch ein wichtiger Tipp: Stellt euch kurz bei jedem vor ("Hey, ich bin Tim, ich bin Famulant" - fertig)!!! Egal, ob die Situation euch passend erscheint oder nicht. Ich hab das in den ersten Tagen (vor allem aus Schüchternheit) versäumt und es echt bereut - es ist total blöd, wenn man viel mit der Pflege zu tun hat und die gar nicht wissen, wer man ist. Damit ist man auch bei vielen (zu recht) sofort unten durch...
Auch, wenn ihr mit dem NEF mitfahrt: Stellt euch kurz vor, wenn ihr bei/im RTW ankommt. Auch, wenn es euch gerade nicht wichtig erscheint! Später entsteht sonst ganz schön peinliches Schweigen auf der Fahrt, wenn ihr es nicht tut... ;)
Wenn ihr euch vorstellt, eröffnet das hingegen auch neue Chancen. Mich kannte ab Woche 3 gefühlt jeder zweite als "die Famulantin, die keine Viggos legen kann" und so wurde ich regelmäßig zum Viggo-legen dazugerufen :D

Obwohl die Famulatur einfach der Hammer war, will ich hier noch einige "Contras" auflisten bzw. mit alten Informationen aufräumen, da viele der alten Berichte hier nicht mehr der aktuellen Situation (Stand 03/2020) entsprechen:
- Das "Braker Modell", wie es überall angepriesen und in den Himmel gelobt wird, ist sicher toll - allerdings leider aktuell pausiert. Es gibt einen wahnsinnigen Personalmangel, den man auch als Famulant richtig spüren kann. Gefühlt die Hälfte des Teams (v.a. Kardiologie) ist noch relativ neu und wurde aus der Helios-Klinik Nordenham übernommen; dementsprechend sind auch noch nicht alle richtig eingearbeitet und an einigen Stellen hakt es mal mit der Kommunikation. Das ist vor allem schade für das Team; als Famulant bekommt man das aber auf keinen Fall am eigenen Leib zu spüren - es tut der Famulaturqualität also keinen Abbruch.
- Essen wird zwar gestellt, man bekommt aber mittlerweile nur noch eine Essensmarke pro Tag (Mittagessen) und nicht mehr zwei (fürs Frühstück). Fand ich persönlich überhaupt nicht schlimm; ich hab immer in der Wohnung gefrühstückt und das Mittagessen ist wirklich total lecker (auch, wenn die Kantine Mitte März coronabedingt schließen musste).
- Ein eigenes Telefon bekommt man auch nicht mehr, zumindest nicht dauerhaft. Mit ein bisschen Eigeninitiative und einem netten Lächeln kann man aber dem Arzt aus der Nachtschicht gut seins abschwatzen - man muss dann nur damit leben, dass die Nummer eben alle paar Tage wechselt und alle anderen informieren. Auch hier gilt die Devise: Eigeninitiative. Spitzt morgens bei der Frühbesprechung die Ohren. Sobald eine spannende Untersuchung erwähnt wird (ERCP, EPU, Schrittmacher-Implantation, ...), hakt entweder kurz ein oder wendet euch nach der Besprechung kurz an den entsprechenden Arzt und fragt nett, ob ihr zugucken dürft. Jeder, bei dem ich das gemacht habe, hat sich total über mein Interesse gefreut und teilweise wirklich richtig viel erklärt.
- Schlüssel zum Arztzimmer: Das war so mit das Einzige, was ich als richtig nervig empfunden habe. Es gibt drei verschiedene Arztzimmer und jeder Arzt hat nur für sein eigenes Zimmer einen Schlüssel. Ihr müsst euch also immer genau überlegen, mit wem ihr mitlauft und wann derjenige nach Hause geht, wenn ihr eure Sachen im jeweiligen Zimmer deponiert... Aber haltet euch einfach an die richtig Netten (Julian, Pavle, Sinada, Omar, ...) und sprecht euch mit denen ab, dann ist das auch kein Problem.

Man bekommt übrigens eine Wohnung mit 2 Minuten Fußweg zur Klinik gestellt - absoluter Oberhammer. Die Wohnung ist eine 4-Zimmer-WG mit großer, schöner Küche und Bad. Die WG-Zimmer sind riesig, also echtes Wohlfühl-Atmosphären-Potential.
Einziges Manko: Kein Internetanschluss in der Wohnung; darüber wird man vorher aber informiert. Mein Netz (bin bei O2) war aber okay (3G). Habe mir vorher das LIDL-connect-Paket für knapp 40€ gekauft und hatte damit mit wiederaufladbarer SIM-Karte immer genug Internet, sodass das auch nicht groß gestört hat.
In Brake selbst ist wirklich tote Hose und man kann nicht wirklich was unternehmen; aber ich selbst war nach den langen Tagen sowieso immer so platt, dass ich das nicht schlimm fand. Vielleicht habt ihr Glück (so wie ich) und einen netten Co-Famulanten als Mitbewohner.
Im Sommer lohnt sich vielleicht ein Ausflug nach Bremen; das Wochenende kann man gut mal "nebenan" auf Norderney/Sylt/... verbringen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Fahrräder auszuleihen.

Einmal in der Woche gab es bei uns Studenten-Unterricht vom Chefarzt der Kardiologie. Der hat uns meistens einen Patienten vorgestellt und dann die Vorgeschichte und das weitere Vorgehen etc mit uns besprochen. So richtig mein Ding war das ehrlich gesagt nicht... Aber er hat sich immerhin immer viel Zeit genommen (wenn auch von 16 Uhr, also eigentlich Dienstschluss, bis meistens 17:30 oder sogar 18:00 Uhr....) - und Chefarzt-Unterricht gibt es ja auch nicht alle Tage. Also einfach drauf einlassen und mitnehmen, was geht.

So, ich könnte noch ewig von dieser Famulatur schwärmen, aber ich beende das an dieser Stelle mal. Ich kann Brake jedenfalls wirklich absolut empfehlen! :)
Bewerbung
Ich habe mich über ein Jahr im Voraus per Mail beworben (siehe Website). Eine frühzeitige Bewerbung ist sicher sinnvoll, da die Klinik sehr bliebt ist.
Der Kontakt lief über Frau Oberegger - eine sehr freundliche und zuvorkommende Frau, die alles top organisiert hat.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
EKG
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
EKGs
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
100€ für 4 Wochen

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen
2
Stimmung Klinik
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
4
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.47